4x3

Eine Ausstellung von Bettina Gruber, Luise Heuter und Georg Jansen, kuratiert von Gabriele Horndasch

Ob ich nicht Lust habe, eine Ausstellung in der Reihe 4x3 im Kunstraum Düsseldorf zu kuratieren, fragt mich Ulla Lux im April in einer E-Mail. Drei KünstlerInnen zu einer zweieinhalbwöchigen Ausstellung in den Kunstraum einladen und einen spannenden Zusatzevent gestalten – natürlich mach ich das!

Bettina Gruber ist Fotografin, Videokünstlerin und als solche Pionierin. Oft tritt sie selbst in ihren Videos in Erscheinung, so z.B. in „Schleierhaftes Gespenst” (2016). Ihre Arbeit und sie persönlich durfte ich bei einer Präsentation der Stiftung imai, dem Archiv und Vertrieb für Videokunst in NRW, kennenlernen. Die Musikalität der Videos, deren Humor und die Spontanität der darin auftretenden Figuren – häufig treten Tiere auf – übertragen unmittelbar, gewissermaßen direkt auf die Haut des Publikums, ein Gefühl der Freiheit. Persönliche und künstlerische Freiheit sind in Bettina Grubers Arbeit unmittelbar miteinander verknüpft.

Die Malerin Luise Heuter zeigt im Kunstraum eine neue Werkgruppe mit dem Titel „Betwixt and Between” (2014-17), klein- und großformatige Papierarbeiten mit Tusche, Gouache und Öl. Eine speziell für den Kunstraum entwickelte Wandarbeit rundet die Werkgruppe ab. Dabei geht sie von einer Form aus, die sie vor Jahren auf einer Kachel entdeckt hat. Auf großen Papieren erhält sie die ursprüngliche Form, transformiert diese aber durch die Art und Weise des Farbauftrags. Auf kleinem Format zerlegt sie das Element der Verzierung und beginnt, dessen Symmetrie auf spielerische Weise aufzubrechen: sie malt und stempelt schwarz-weiß. Auf der Wand erfindet sie das Ornament ganz neu. So entsteht in Luise Heuters Malerei eine zauberhafte Ungebundenheit.

Der Maler und Bildhauer Georg Jansen arbeitet oft monatelang an seinen sehr detaillierten Ölbildern und damit abwechselnd an Plastiken und Skulpturen. In seiner hellen Malerei sind immer Tiere abgebildet, oft in nebeldurchzogenen Landschaften. Für den Kunstraum wird er neue raumgreifende Arbeiten aus Bambus, Watte und Sand formen. Auch seine Plastiken stellen meist Tiere dar. Aus Gasbeton, Styropor oder Aluminiumfolie in Lebensgröße ignorieren die Tierplastiken die Anatomie ihrer Vorbilder auf fast unverschämte Weise und erzählen von Körpern, wie wir sie noch nie gesehen haben, so dass wir das Gefühl bekommen, diese Anatomie so genau zu kennen, als wäre sie unsere eigene.

Vor zwei Jahren war mir aufgefallen, dass in der Reihe 5x3 2015 von 15 Ausstellenden ein Künstlerpaar, elf Männer und drei Frauen waren. Als Ulla Lux bei unserem ersten Treffen fragte, ob jemand Lust hätte, den 16mm-Film „Nach allen Regeln der Kunst” (BRD 1986) von Barbara Bongartz und Helga Weckop-Conrads ins Zusatzprogramm zu nehmen – dieser Film richtet 1987 den Blick auf die Situation der Frauen im Kunstbetrieb der BRD –, war ich deshalb sofort interessiert. Dieser Film gibt uns nicht nur eine historische Perspektive, sondern ist selbst Kunstwerk. Deswegen habe ich Helga Conrads gefragt, ob sie mit einer Vorführung einverstanden wäre. Ausnahmsweise wird diese nicht im Kunstraum, sondern in der Julia Stoschek Collection stattfinden. Und dort wiederum in einem Raum, in dem es den Zuschauern möglich ist, sich für 80 Minuten selbst zu vergessen: im Kino (28.9.2017, 20 Uhr, Schanzenstraße 54, 40549 Düsseldorf).

Das Kuratieren ist eine sehr schöne Arbeit, wenn man als Kuratorin frei handeln darf. Ich genieße es, diesen Job zu machen. Als ich sie das erste Mal treffe, sagt mir Bettina Gruber: „Du bist Künstlerin. Du musst die Ausstellung auch zu deinem Kunstwerk machen.” Mein herzlicher Dank gilt Bettina Gruber, Luise Heuter, Georg Jansen, Ulla Lux, Barbara Bongartz, Helga Witkop-Conrads, Anke Volkmer und der Julia Stoschek Collection.

Gabriele Horndasch, 14. August 2017


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